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Robo-Advisor

Robo-Advisor: Virtuelle Helfer bei der Vermögensanlage

Die Zinsen sind und bleiben voraussichtlich noch einige Zeit niedrig. Damit ist das Investieren in Wertpapiere weiterhin verlockend, um Vermögen zu schaffen oder langfristig aufzuwerten. Aber nicht jeder ist gleich ein Börsianer, wenn nur sein Interesse geweckt ist. Risiken lauern in jeder Handelswoche, die schnell unkontrollierbar werden können. Da macht es Sinn, die Geldanlage zu delegieren. Leider sind Bankberater vor einiger Zeit in Verruf geraten, aber ihre computergesteuerten Konkurrenten gelten als nervenstark und unbestechlich. Der Robo-Advisor nimmt dem Sparer die Geldanlage ab und tätigt computergesteuert dessen Investitionen.

Die Algorithmen übernehmen die gesamte Depotsteuerung für alle Anlageklassen. Überwiegend kaufen die Robo-Advisor ETF ein, also Exchange-Traded-Funds. Zwar sind die Programme nicht gerade kostenlos, aber sie verlangen doch weniger als ihre menschlichen Kollegen.

Bereits 2013 investierte ein Robo-Advisor in deutschen Landen, nämlich der Anlageassistent der Hamburger Sutor Bank. Mittlerweile fand die Deutsche Bank heraus, dass aktuell etwa 40 Anbieter um die Kunden konkurrieren. Von ihnen verwalten Ende 2019 25 Kollegen ein Vermögen von vier Milliarden Euro. Eine gewaltige Steigerung, waren es doch 2016 erst 300 Millionen Euro. Nach Schätzungen von Experten kann der Markt bereits im nächsten Jahr auf das Fünffache wachsen.

Was aber ist ein Robo-Advisor?

Der Robo-Advisor ist im Deutschen nichts anderes als ein Berater, aber eben als Roboter. Ein Computerprogramm mit bestimmten Befehlen oder Algorithmen trifft Anlageentscheidung oder schlägt selbige vor. Das Vorgehen der Maschine ist einfach und standardisiert. Zunächst entscheidet sich der Kunde für einen bestimmten Anlagebetrag. Die Bank hält auf ihrer Online-Plattform einen Fragebogen bereit, den er ausfüllt. Hier werden Alter, Zielrendite, Risikoneigung und finanzielle Voraussetzungen abgefragt. Der Computer ermittelt nun das Anlageprofil des Investors und schlägt Investmentprodukte vor. Dem Anleger bleibt es überlassen, das Portfolio über das Online-Depot zu kaufen.

Mehrheitlich investieren die automatischen Börsenhändler in passive Anlageprodukte, also Indexfonds oder ETFs. Passiv bedeutet, der Index wird eins zu eins abgebildet. Bei manchen Anbietern sind auch zusätzlich aktive Fonds erhältlich, bei denen ein Fondsmanager den Fonds managt, also die Aktien nach seinen Vorstellungen gewichtet.

Wie bei allen Strategien sind sich die Experten auch bei den virtuellen Händlern keinesfalls einig, wenn die Erfolge bewertet werden sollen. Auf der einen Seite können Indexfonds eine Outperformance nicht garantieren. Andererseits ist es nur einigen aktiven Fonds gelungen, besser zu ein als der Gesamtmarkt. Und zwar denen, die von einem besonders cleveren Manager verwaltet wurden.

Verschiedene Typen von Finanz-Robotern

Wer für Robo-Advisor eine Definition geben will, muss zunächst verschiedene Typen von Programmen beachten. Als Verwalter von Portfolios bietet die digitalen Strategen dem Kunden für seine Geldanlage eine Komplettlösung. Nach Festlegung der Anlagestrategie handelt der Algorithmus selbständig, überwacht fortlaufend das Portfolio und nimmt eigenständig Umschichtungen und andere Änderungen vor. Immer gemäß den Vereinbarungen, denen der Kunde zuvor zugestimmt hat.

Als Anlagenvermittler, die klassische Variante, schlägt der Advisor Strategien vor, investiert anschließend eigenständig und tritt damit als Verwalter des Portfolios auf. Oder er vermittelt dem Anleger eine Kapitalanlagegesellschaft, die im Sinne ihrer Auftraggeber Investments tätigt.

Die Zielgruppe der elektronischen Berater

Der Privatanleger kann bereits mit relativ geringen Summen bei einem virtuellen Händler einsteigen. Während etablierte Vermögensverwalter erst ab einer hohen sechsstelligen Einlage aktiv werden, kann bei den digitalen Konkurrenten ein Betrag in Höhe von 10 000 Euro ausreichen – oder weniger. Mittlerweile bieten sogar Banken im Rahmen von Online-Depots derartige Algorithmen an. Und einige Geldinstitute verlangen noch nicht einmal eine Mindesteinlage.

Handelstechiken und Entscheidungsgrundlagen

Die Anbieter der Robo-Advisor werden Erklärungen für das Verhalten ihrer Produkte nicht unbedingt selber liefern, denn üblicherweise sind die Kaufkriterien nicht dezidiert angegeben. Die Programme orientieren sich aber, soviel ist bekannt, an typischen Kauf- und Verkaufssignalen, die sich seit Urzeiten an den Börsen etablieren konnten.

Buy and Hold

Der Börsenguru André Kostolany sagte einmal auf die Frage, wie er sein Vermögen gemacht habe: Er habe Aktien gekauft und sich anschließend schlafen gelegt. Die B&H-Strategie meint nicht anderes, denn nach ihrer Auffassung steigen die Kurse auf lange Sicht sowieso.

Allerdings sind hier zwei Varianten zu unterscheiden. Bleiben die einmal erworbenen Assets bis zum Ende des vorher bestimmten Anlagezeitraums ohne Korrekturen im Portfolio, findet kein Rebalancing statt. Das spart Transaktionskosten, hat aber den Nachteil, dass die Portfoliogewichte mit der Zeit von der anfangs gewählten Gewichtung abweichen, mitunter sogar erheblich. Mit regelmäßigem Rebalancing, also dem fortlaufenden Wiederherstellen der ursprünglichen Verhältnisse, wird dies verhindert.

Die entstehenden Kosten können bei dieser Methode aber enorm sein. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass der Investor die langfristigen Gewinner aus systemischen Gründen immer wieder verkauft und die Verlierer systematisch zukauft. Beides schadet unmittelbar den Gewinnen und beeinträchtigt seine langfristige Performance erheblich.

Value at Risk

Einige Angebote konzentrieren sich hauptsächlich auf die Reduzierung der potenziellen Verluste und lassen die Realisierung möglicher Renditepotentiale unberücksichtigt. Als Maß für das vertretbare Risiko gilt allgemein der Value-at-Risk. Mit diesem Wert gibt man das Volumen der Verluste an, das in einem bestimmten Zeitraum nicht überschritten werden soll. Im Rahmen der Abfrage der Kundenerwartungen wird der Prozentwert des maximalen Vermögensverlustes festgelegt.

Faktormodelle

Weiterhin ist das Capital Asset Pricing Modell (CAPM) eine der häufigsten Strategien. Nach dieser Theorie bewertet man die Rendite eines Anteilscheins mit einem Vergleich der allgemeinen Rendite des Marktes. Mit dem Fama-Fench-Dreifaktorenmodell werden zwei Faktoren ergänzt, nämlich die Marktkapitalisierung (Small-Cap-Prämie) und das Verhältnis von Markt- zu Buchwert, die Value-Prämie. Das Renditeverhalten von Aktien soll auf diese Weise besser darstellbar sein als durch das CAPM.

Der Ansatz findet sich meist in Verbindung mit antizyklischen Steuerungen des Portfolios. In Abhängigkeit vom Kurs der Aktie wird festgestellt, ob die Anlageklasse im Verhältnis zu den anderen Bausteinen des Portfolios unter- oder überbewertet ist.

Gewichtung des Portfolios

Die Robo-Advisor verwenden als Anlageklassen in der Hauptsache die klassischen Investments, nämlich Aktien und auch Anleihen. Bei manchen Anbietern finden sich außerdem Währungen, Rohstoffe, Gold und Immobilien. Dem Risikoprofil des Kunden entsprechend fällt die Gewichtung aus. Bei einer defensiven Strategie kauft das Programm im wesentlichen Anlagen mit geringer Schwankungsbreite, nämlich hauptsächlich Anleihen. Soll offensiv gehandelt werden, bestehen die Investitionen auch mal zu 100 Prozent aus volatilen Aktien.

Das Risikoprofil unterscheidet sich von Angebot zu Angebot erheblich. Manche Banken unterscheiden drei Risikoklassen, andere bieten bis zu 23 Klassen und Strategien an. Die Steuerung des Risikos variiert ebenfalls. Manche steuern aktiv, andere passiv. Letzteres bedeutet, dass Anleihen, der Geldmarkt und Immobilien übergewichtet sind. Das Portfolio besteht zu maximal 30 Prozent aus Aktien. Mit einer aktiven Charakteristik kann der Aktienanteil hingegen auf bis zu 100 Prozent ansteigen.

Voraussetzung für eine Kontoeröffnung

Wenn die Hausbank nicht gerade die Möglichkeit anbietet, auf virtuelle Händler zurückzugreifen, gibt es einige andere Gelegenheiten bei Vermögensverwaltern. Bereits ab einer Mindesteinlage von 500 Euro kann ein Konto eröffnet werden. Im Mittelfeld finden sich moderate Forderungen in Höhe von 5 000 Euro, einige rufen aber auch 10 000, 25 000 und sogar 50 000 Euro auf.

Autor: CuzImMolo. Bild von mast3r auf bigstockphoto.